27.12.2024

Das historische Ende der Ausnahmeregelung für alkoholische Getränke von der Standardkennzeichnungspflicht ist ein entscheidender Schritt zur Verbesserung der Transparenz und zur Stärkung der Verbraucherrechte. Jahrzehntelang galten für alkoholische Getränke nicht dieselben Vorschriften wie für andere Lebensmittel und Getränke in Bezug auf Zutatenlisten und Nährwertangaben. Aufgrund dieser Diskrepanz verfügten die Verbraucher nur über begrenzte Informationen über die Zusammensetzung und den Kaloriengehalt dieser Getränke. Neue Vorschriften, die im Dezember 2023 in Kraft treten, verpflichten die Weinproduzenten nun jedoch zu einer detaillierten Kennzeichnung und signalisieren damit einen breiteren Wandel in der Branche hin zu mehr Transparenz.
Ziel der Etikettierungsvorschriften ist es, den Verbrauchern klare, leicht zugängliche Informationen an die Hand zu geben, damit sie fundierte Entscheidungen über ihren Konsum treffen können. Während dies bei Lebensmitteln und alkoholfreien Getränken schon lange der Fall ist, bildeten alkoholische Getränke eine bemerkenswerte Ausnahme. Der Anstoß für Veränderungen begann 2017, als die Europäische Kommission einen Bericht veröffentlichte, der die mangelnde Transparenz im Sektor der alkoholischen Getränke hervorhob. Der Bericht forderte die Branche auf, diese Lücke zu schließen, und schlug vor, dass die Unternehmen einen Selbstregulierungsrahmen entwickeln, um freiwillig Zutatenlisten und Nährwertkennzeichnungen einzuführen.
Der Bier- und der Spirituosensektor reagierten daraufhin mit einer Selbstregulierung, um den sich wandelnden Verbrauchererwartungen gerecht zu werden. Obwohl Bier als Lebensmittel gilt, muss nach den geltenden Vorschriften der Alkoholgehalt nur angegeben werden, wenn er 1,2 % übersteigt. Eine umfassende Kennzeichnung von Inhaltsstoffen und Nährwertangaben ist weiterhin fakultativ. Die großen Bierhersteller in Europa haben jedoch freiwillig strengere Etikettierungsstandards eingeführt und damit ihr Engagement für Transparenz signalisiert. Auch die Spirituosenindustrie hat wichtige Schritte unternommen, als Spirits Europe im Jahr 2019 eine freiwillige Vereinbarung zur Bereitstellung von Nährwert- und Inhaltsstoffinformationen unterzeichnete. Seit Mai 2023 spiegelt sich diese Verpflichtung schrittweise in neuen Produktetiketten wider, was einen Fortschritt bei der Selbstregulierung darstellt.
Der Weinsektor stellt jedoch einzigartige Herausforderungen dar. Die europäische Weinindustrie ist durch kleine Erzeuger geprägt, von denen viele Familienbetriebe sind. Für diese Unternehmen ist die freiwillige Einhaltung neuer Kennzeichnungsnormen nicht nur logistisch komplex, sondern auch finanziell belastend. Angesichts dieser Schwierigkeiten entschied sich die Europäische Union für eine obligatorische Etikettierung von Wein im Rahmen der Verordnung (EU) 2021/2117, die am 8. Dezember 2023 in Kraft trat. Die Verordnung schreibt vor, dass alle in Europa hergestellten oder auf dem europäischen Markt verkauften Weine mit Nährwert- und Inhaltsstoffangaben versehen werden müssen. Diese Vorschrift gewährleistet Einheitlichkeit und Transparenz und schafft gleiche Wettbewerbsbedingungen für den gesamten Sektor.
Trotz dieser Fortschritte ist die Einhaltung der Kennzeichnungsnormen nach wie vor uneinheitlich, insbesondere in der Bier- und Spirituosenindustrie, wo die Selbstregulierung immer noch die Norm ist. Befürworter der öffentlichen Gesundheit haben eine Kennzeichnungspflicht für alle alkoholischen Getränke gefordert und den Erfolg des Weinsektors als Beweis angeführt. Seit der Einführung der Kennzeichnungspflicht hat sich der Weinabsatz in Ländern wie Spanien und Deutschland nicht negativ ausgewirkt, sondern ist sogar gestiegen, was die Befürchtung widerlegt, dass Transparenz die Verbraucher abschrecken könnte.
Um die Bedenken der Erzeuger hinsichtlich der Beibehaltung des traditionellen Etikettendesigns auszuräumen, hat die EU die digitale Kennzeichnung mittels QR-Codes zugelassen. Diese Innovation ermöglicht es den Herstellern, ausführliche Produktdetails wie Inhaltsstoffe, Nährwerte und Hinweise auf einen verantwortungsvollen Konsum anzugeben, ohne die physischen Etiketten zu überladen. Die digitale Kennzeichnung senkt auch die Kosten für kleine Hersteller und unterstützt den mehrsprachigen Zugang, bietet Flexibilität und verbessert gleichzeitig die Rückverfolgbarkeit und Zugänglichkeit.
Während einige Gesundheitsschützer argumentieren, dass Informationen auf dem Etikett sichtbarer und effektiver sind, um alkoholbedingte Gesundheitsprobleme anzusprechen, hat sich die digitale Etikettierung als praktischer Kompromiss durchgesetzt. Sie entspricht den Forderungen der Verbraucher nach Transparenz und dem Bedürfnis der Industrie, Tradition und Modernisierung in Einklang zu bringen. Die Europäische Union betrachtet diese Entwicklung als einen entscheidenden Schritt zur Harmonisierung der Kennzeichnung alkoholischer Getränke mit den allgemeinen Lebensmittel- und Getränkestandards, um Transparenz, Verbraucherbewusstsein und Anpassungsfähigkeit der Industrie zu gewährleisten.
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