
Das Erdölaroma im Wein ist eine der kuriosesten und umstrittensten Nuancen in der Welt der Önologie, insbesondere beim Riesling. Dieses Aroma, das manche als Kerosin bezeichnen, ist auf eine chemische Verbindung zurückzuführen, die als TDN bekannt ist und deren Bildung von verschiedenen Faktoren im Weinberg und im Alterungsprozess des Weins abhängt. Im Zuge des Klimawandels und sich entwickelnder Weinbaupraktiken gewinnt diese Verbindung zunehmend an Bedeutung.
TDN, kurz für 1,1,6-Trimethyl-1,2-dihydronaphthalin, hat laut Dr. Hans Schulz, Präsident der Hochschule Geisenheim im Rheingau, eine relativ niedrige sensorische Nachweisgrenze von zwei bis vier Mikrogramm pro Liter. Bei höheren Werten - über 50 Mikrogramm - kann es jedoch so dominant werden, dass es für manche Verbraucher unangenehm ist. Untersuchungen der Cornell University haben ergeben, dass junge Rieslinge in der Regel zwischen 2,6 und 10,2 Mikrogramm TDN pro Liter enthalten, während andere Rebsorten im Allgemeinen weniger als 2,1 Mikrogramm aufweisen. Mit zunehmendem Alter steigt der TDN-Gehalt des Rieslings an und kann nach 15 Jahren Lagerung 50 Mikrogramm überschreiten.
Die Vorstufen von TDN stammen aus Carotinoiden, Verbindungen, die in vielen Pflanzen vorkommen und die Lichtabsorption für die Photosynthese unterstützen und das Chlorophyll vor übermäßiger Sonneneinstrahlung schützen. Beim Riesling werden die Carotinoide während der Reifung der Trauben abgebaut und bilden nichtflüchtige Vorstufen, die so genannten C13-Norisoprenoide, die sich schließlich in TDN umwandeln. Laut Dr. Josh Hixson vom australischen Weinforschungsinstitut ist dieser chemische Prozess langwierig und wird von Faktoren wie dem Säuregehalt des Weins beeinflusst, der die TDN-Bildung beschleunigt.
Die Kontrolle des TDN-Gehalts beginnt bereits im Weinberg. Eine stärkere Sonneneinstrahlung erhöht die Carotinoidproduktion, was erklärt, warum junge australische Rieslinge oft höhere TDN-Werte aufweisen als ihre deutschen Pendants. In Regionen wie dem Rheingau erfolgt die traditionelle Entblätterung etwa 30 Tage nach der Blüte, um das Krankheitsrisiko zu verringern, aber dieser Zeitpunkt ist mit einer höheren TDN-Bildung verbunden. Neuere Studien deuten darauf hin, dass eine frühe Entblätterung unmittelbar nach der Blüte die TDN-Bildung einschränken könnte, wahrscheinlich weil sich die Trauben zu diesem Zeitpunkt besser an die Sonneneinstrahlung anpassen.
Andere Faktoren, wie Wasserstress und Stickstoffmangel im Boden, tragen ebenfalls zur Entwicklung von TDN-Vorstufen bei, indem sie das Blattwachstum verringern und mehr Sonnenlicht eindringen lassen. Sobald die Trauben jedoch die Weinkellerei erreichen, sind die Möglichkeiten zur Kontrolle von TDN begrenzt. Zwar können einige Hefen die Vorläuferstoffe in andere Verbindungen umwandeln, doch ist die Wirkung minimal. Außerdem entwickelt sich die TDN in der Flasche weiter, und die Lagerungsbedingungen, insbesondere die Temperatur, beeinflussen ihre Konzentration erheblich.
Auch die Art des Flaschenverschlusses spielt eine wichtige Rolle bei der TDN-Entwicklung. Laut Hixson neigen korkverschlossene Weine dazu, TDN in den Luftraum der Flasche zu absorbieren, was die Wahrnehmung reduziert. Im Gegensatz dazu absorbieren Schraubverschlüsse, die üblicherweise für australische Rieslinge verwendet werden, kein TDN, so dass es im Wein verbleibt. Eine Studie ergab, dass ein 15 Jahre alter Riesling mit Schraubverschluss über 200 Mikrogramm TDN enthielt, verglichen mit 50 Mikrogramm in einer mit Kork verschlossenen Flasche desselben Weins und Alters.
Die Verbraucher nehmen das Petroleumaroma sehr unterschiedlich wahr. Während einige es als Makel betrachten, vor allem bei jungen Weinen, schätzen andere es bei gealterten Rieslingen, wo es zu deren aromatischer Komplexität beiträgt. Hixson zufolge stellt TDN einen Übergang im Charakter des Rieslings dar, der sich von den fruchtigen und blumigen Aromen, die in der Jugend von Monoterpenen bestimmt werden, zu Verbindungen wie TDN verlagert, die mit zunehmendem Alter dominieren. Für viele ist diese Entwicklung einer der einzigartigen Aspekte, die den Riesling zu einer so faszinierenden Rebsorte machen.
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