EU-Fördermittel für Wein steigen auf 80 Prozent, während italienische Erzeuger vor den Risiken der neuen Politik warnen

06.11.2025

Die Besorgnis über die vollständig finanzierten Maßnahmen zur Beseitigung von Rebflächen und zur Destillation wächst, während die Branchenführer darauf drängen, sich auf das langfristige Wachstum des Sektors zu konzentrieren

Der Landwirtschaftsausschuss des Europäischen Parlaments hat das neue "Weinpaket" gebilligt, eine Reihe von Maßnahmen, die die Zukunft des Weinsektors in der Europäischen Union bestimmen werden. Die Entscheidung, die in Brüssel getroffen wurde, hat gemischte Reaktionen von Branchenverbänden hervorgerufen, insbesondere von der italienischen Unione Italiana Vini (UIV), die italienische Weinerzeuger vertritt.

Das Paket enthält mehrere Änderungen an der derzeitigen Politik. Eine der wichtigsten ist die Aufstockung der Mittel für Werbemaßnahmen in Nicht-EU-Ländern. Der Beitragssatz für diese Programme wird von 50 % auf 80 % erhöht, und die Laufzeit der förderfähigen Programme wird verlängert. Die UIV begrüßte diesen Schritt, da er den Erzeugern helfen wird, neue Märkte zu erreichen und auf die schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen zu reagieren.

Eine weitere Maßnahme, die positiv aufgenommen wurde, ist der Vorstoß zur Digitalisierung von Weinetiketten. Die neuen Vorschriften werden es ermöglichen, den Verbrauchern mehr Informationen auf digitalem Wege zur Verfügung zu stellen, was nach Ansicht der UIV den Sektor modernisieren und die Transparenz verbessern wird.

Allerdings äußerte die UIV starke Bedenken zu anderen Aspekten des Pakets, insbesondere zur Einführung von vollständig finanzierten Maßnahmen zur Rodung von Rebstöcken und zur Destillation. Zum ersten Mal sind diese Maßnahmen ohne zusätzliche Mittelzuweisung vorgesehen. Dies bedeutet, dass Mittel, die zuvor für die Entwicklung und das Marktwachstum vorgesehen waren, für die Rodung von Rebflächen und die Destillation umgewidmet werden können.

Lamberto Frescobaldi, Präsident der UIV, kritisierte diesen Ansatz. Eine 100%ige Finanzierung der Entnahme von Rebstöcken sei ein Rückschritt und erinnere an die Politik von vor 15 Jahren, die keinen langfristigen Nutzen gebracht habe. Frescobaldi argumentierte, dass solche Maßnahmen "assistentialistisch" seien und die Gefahr bestünde, dass Mittel von Investitionen abgezogen würden, die dem Sektor zu Wachstum und internationaler Wettbewerbsfähigkeit verhelfen könnten.

Die Debatte über die Terminologie geht ebenfalls weiter. Der Vorschlag des Parlaments, für bestimmte Weine den Begriff "reduzierter Alkoholgehalt" anstelle von "teilweise entalkoholisiert" zu verwenden, hat die UIV nicht überzeugt, die darin eine mögliche Verwirrung sowohl für die Erzeuger als auch für die Verbraucher sieht.

Die Aufnahme von Rodung und Destillation als förderfähige Maßnahmen erfolgt, nachdem ähnliche Bemühungen im Jahr 2009 gescheitert waren, als eine Milliarde Euro für die Beseitigung von Rebflächen ausgegeben wurde, ohne dass dies nachhaltige Auswirkungen auf die Stabilität oder das Wachstum des Marktes hatte. Die UIV befürchtet, dass eine Wiederholung dieser Strategie die Fähigkeit des Sektors schwächen könnte, in Innovation und Marktexpansion zu investieren.

Im weiteren Verlauf der Verhandlungen hofft die UIV, dass Italien bei den abschließenden Gesprächen zwischen den EU-Institutionen einen marktorientierten Ansatz verteidigen wird. Die Gruppe möchte sicherstellen, dass die Mittel weiterhin zur Unterstützung des Wachstums und nicht für kurzfristige defensive Maßnahmen eingesetzt werden.

Es wird erwartet, dass die endgültige Fassung des Weinpakets nach weiteren Verhandlungen zwischen dem Europäischen Parlament, dem Rat und der Kommission bis Anfang 2026 verabschiedet wird. Das Ergebnis wird darüber entscheiden, wie die EU-Mittel in einem der wichtigsten europäischen Agrarsektoren eingesetzt werden, in einer Zeit, in der der globale Wettbewerb und die sich ändernden Verbrauchergewohnheiten neuen Druck auf die traditionellen Weinerzeuger ausüben.