Bordeaux steht vor einem Verlust von 50 % der Weinberge, während 80 % der Weinbaubetriebe kurz vor der Zahlungsunfähigkeit stehen

16.10.2025

Vorgeschlagene Agentur für öffentliches Land soll Krise bewältigen, Massenabwanderung verhindern und angeschlagene Weinberge einer neuen landwirtschaftlichen Nutzung zuführen

Die Weinindustrie in Bordeaux steckt in einer tiefen Krise: Die Nachfrage geht zurück, die Preise sinken, und immer mehr Weinberge sind von der Aufgabe bedroht. Als Reaktion darauf hat die Confédération Paysanne de Gironde die Einrichtung einer öffentlichen Landverwaltungsagentur gefordert, um die Region durch diese schwierige Zeit zu führen. Der Vorschlag wurde am Donnerstag auf einer Sitzung der Task Force Weinbau der Präfektur in der Gironde vorgestellt.

Die Gewerkschaft argumentiert, dass die derzeitigen Maßnahmen wie das Ausreißen von Rebstöcken und die Destillation von überschüssigem Wein nicht ausreichen, um das Ausmaß des Problems zu bewältigen. Stattdessen fordern sie, dass das Établissement Public Foncier (EPF), eine öffentliche Landagentur, die in Schwierigkeiten geratenen Weinberge aufkaufen soll. Damit soll verhindert werden, dass die Erzeuger weiterhin mit Verlust arbeiten und Schulden anhäufen, wenn keine Aussicht auf Besserung besteht. Die EPF würde dann den Übergang dieser Flächen zu einer neuen landwirtschaftlichen Nutzung beaufsichtigen und sowohl die ausscheidenden als auch die nachfolgenden Generationen von Landwirten unterstützen.

Diese Idee wird in der Region schon seit mehreren Jahren diskutiert, aber die Dringlichkeit hat mit der Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage zugenommen. Nach Angaben der Confédération Paysanne könnte die Weinanbaufläche in Bordeaux um 50 Prozent zurückgehen, was erhebliche Auswirkungen auf die lokale Wirtschaft und die Landschaft hätte. Die Gewerkschaft ist der Ansicht, dass eine EPF dazu beitragen könnte, diesen Übergang in geordneter Weise zu bewältigen und das Chaos einer unkontrollierten Aufgabe von Flächen zu vermeiden.

Im Anschluss an das Treffen kündigte die Präfektur an, dass in Kürze eine Arbeitsgruppe gebildet wird, die die Einrichtung einer solchen Agentur prüfen soll. In dieser Gruppe werden die Kommunalverwaltungen, die regionale EPF von Nouvelle-Aquitaine, die Landverwaltungsbehörde SAFER, die Landwirtschaftskammer, Banken und Berufsverbände vertreten sein. Ziel ist es, einen Konsens über die Umstrukturierung der Weinberge in der Region zu finden und die Umstellung der aufgegebenen Parzellen auf die Nahrungsmittelproduktion zu erleichtern.

Nach Ansicht der Confédération Paysanne müsste die EPF nicht mehr lebensfähige Rebflächen aufkaufen, um älteren Erzeugern einen würdigen Ausstieg zu ermöglichen. Die Agentur wäre auch dafür verantwortlich, diese Flächen zu konsolidieren und für neue landwirtschaftliche Zwecke zu sanieren, neue Erzeuger anzusiedeln und die ländliche Erneuerung zu unterstützen.

Die Gewerkschaft betont, dass die Banken eine Schlüsselrolle bei dem Projekt spielen würden und dass die lokalen und regionalen Regierungen dafür verantwortlich wären, dass die Agentur dem öffentlichen Interesse dient. Die Gewerkschaft schlägt eine Leitungsstruktur vor, die landwirtschaftliche Organisationen, Umweltgruppen und Gemeindevertreter umfasst.

Finanzielle Schätzungen der Gewerkschaft gehen davon aus, dass der Kauf von 30.000 Hektar Weinbergen zu 6.000 Euro pro Hektar rund 180 Millionen Euro kosten würde. Durch die Herausnahme dieser Flächen aus der Weinproduktion könnte die jährliche Produktion um 1,2 Millionen Hektoliter gesenkt werden, was zu einer Stabilisierung der Preise beitragen würde. Die Aufrechterhaltung der Produktion auf diesen Flächen würde über einen Zeitraum von zwei Jahren zusätzliche 420 Millionen Euro erfordern, Kosten, die andernfalls durch Schulden gedeckt wären und letztlich zu Verlusten für Banken und Lieferanten führen würden.

Die Confédération Paysanne argumentiert, dass die Investition in eine öffentliche Landagentur effektiver und kostengünstiger wäre, als die derzeitige Situation weiter bestehen zu lassen. Sie warnen davor, dass der Weinmarkt in Bordeaux jetzt "apoplektisch" sei, ohne echte Preise für Wein oder Weinberge, und dass 80 Prozent der lokalen Weinbetriebe praktisch insolvent seien. Die Gewerkschaft behauptet, dass Buchhalter und Wirtschaftsprüfer das wahre Ausmaß des Problems ignorieren, da die Bestände trotz des Einbruchs der Nachfrage immer noch zu ihren ursprünglichen Preisen bewertet werden.

Der Vorschlag für eine öffentliche Landagentur wurde von anderen landwirtschaftlichen Organisationen der Region einhellig unterstützt, darunter die FDSEA, Jeunes Agriculteurs, Coordination Rurale, Viti33, die Landwirtschaftskammer und genossenschaftliche Weinbaubetriebe. Die nächsten Schritte werden von den Ergebnissen der Arbeitsgruppe und der Bereitschaft der lokalen und nationalen Behörden abhängen, Mittel für das Projekt bereitzustellen. Die Lage in Bordeaux ist nach wie vor kritisch, und viele Erzeuger warten auf konkrete Maßnahmen, die ihnen helfen, die anhaltende Krise zu bewältigen.