26.09.2025
Chapel Down, der größte Weinproduzent Englands, hat beschlossen, seine Pläne für ein neues, 32 Millionen Pfund teures Weingut in der Nähe von Canterbury aufzugeben. Als Hauptgründe für diese Entscheidung nannte das Unternehmen anhaltende Verzögerungen bei der Erteilung der Baugenehmigung und Veränderungen auf dem Markt. Chapel Down mit Sitz in Tenterden, Kent, hat seit seiner Gründung im Jahr 1977 maßgeblich dazu beigetragen, das Profil des englischen Weins zu schärfen. Seine Schaumweine haben internationale Anerkennung gefunden, und das Unternehmen hat in den letzten Jahren ein stetiges Wachstum verzeichnet.
Trotz einer erfolgreichen Ernte im Jahr 2025 und eines Umsatzanstiegs von 11 % in der ersten Jahreshälfte auf 7,9 Millionen Pfund verzeichnete Chapel Down einen Verlust vor Steuern von fast 700.000 Pfund. Der Vorstandsvorsitzende James Pennefather äußerte sich zuversichtlich über die Zukunft des Unternehmens und des englischen Weinsektors im Allgemeinen. Er beschrieb das Jahr 2025 als ein gutes Jahr für die Wachstumsbedingungen und die Qualität der Ernte.
Die Entscheidung, das Projekt der neuen Weinkellerei aufzugeben, fällt in eine Zeit, in der sich das Wachstum des englischen Weins im Vergleich zu früheren Jahren verlangsamt. Aus den Daten der Branche geht hervor, dass der Absatz von englischem Wein im Jahr 2024 um 3 % gestiegen ist, während er im Jahr 2023 noch um 10 % gestiegen war. Diese Verlangsamung spiegelt sich in der gesamten Branche wider, da einige Erzeuger inzwischen mehr Lagerbestände halten, als ihnen lieb ist, da die Produktion die Nachfrage übersteigt.
Chris Spofforth, Weinmakler bei Savills, erklärte, dass die Nachfrage nach englischen Weinen zwar weiter steigt, aber nicht mit dem Tempo der Produktionssteigerung Schritt hält. Diese Situation kann zu Cashflow-Problemen für Weingüter führen, die nicht in der Lage sind, ihre Weine schnell oder mit profitablen Margen zu verkaufen. Spofforth betonte jedoch, dass sich die Branche nicht in einer Krise befindet und dass es immer noch Möglichkeiten für Gewinn und Wachstum gibt.
WineGB, der nationale Verband der englischen und walisischen Weinerzeuger, berichtete, dass die Ernte 2024 kleiner als der Durchschnitt ausfalle, wobei die Erträge voraussichtlich zwischen sechs und sieben Millionen Flaschen liegen werden - ein Rückgang von bis zu 40 % im Vergleich zum Zehnjahresdurchschnitt. Die Reserven aus früheren starken Ernten haben jedoch dazu beigetragen, dass die Lagerbestände gesund sind. Nicola Bates, Geschäftsführerin des WineGB, hob die Widerstandsfähigkeit der Erzeuger hervor, die trotz geringerer Erträge eine qualitativ hochwertige Ernte liefern konnten.
Die englische Weinindustrie hat sich in den letzten zehn Jahren rasant entwickelt. Inzwischen gibt es im gesamten Vereinigten Königreich mehr als 1 030 Weinberge, wobei sich ein Großteil der Neuanpflanzungen auf Südengland konzentriert. Während Schaumwein nach wie vor dominiert, erfreuen sich Stillweine - vor allem Chardonnay - sowohl im Inland als auch im Ausland zunehmender Beliebtheit. Der Exportumsatz hat sich von 4 % des Gesamtumsatzes im Jahr 2021 auf 8 % im Jahr 2023 verdoppelt. WineGB ist der Ansicht, dass eine weitere staatliche Unterstützung dazu beitragen könnte, die Exporte noch weiter zu steigern.
Auch externe Faktoren könnten den englischen Weinerzeugern zugute kommen. So könnten beispielsweise die vorgeschlagenen Zölle auf Weine aus der Europäischen Union, die in die Vereinigten Staaten eingeführt werden, neue Möglichkeiten für englische Schaumweine auf diesem Markt schaffen.
Der Weintourismus ist ein weiterer Bereich mit starkem Wachstum. Laut dem jüngsten Bericht von WineGB ist die Zahl der Besucher von Weingütern seit 2022 um 55 % gestiegen und liegt nun bei 1,5 Millionen Besuchern pro Jahr. Die Organisation erwartet, dass diese Zahl bis 2029 um weitere 20 % steigen wird. Der Weintourismus wird für die ländliche Wirtschaft immer wichtiger und gilt als wichtiger Motor für die künftige Expansion.
Führende Vertreter der Branche fordern politische Änderungen wie die Erleichterung der Kellersteuer und Reformen bei der Steuerbefreiung für Einkäufe und den Visabestimmungen, um das weitere Wachstum von Produktion und Tourismus zu unterstützen.
Die Entscheidung von Chapel Down, seine Großinvestition zu pausieren, ist kein Zeichen für einen allgemeinen Abschwung des englischen Weins. Vielmehr spiegelt sie eine Verlagerung hin zu einem vorsichtigeren Wachstum nach mehreren Jahren der raschen Expansion wider. Die Erzeuger sind weiterhin optimistisch, was die Zukunftsaussichten angeht, insbesondere angesichts der günstigen Wetterbedingungen und der wachsenden Anerkennung für englische Schaumweine und stille Weine.
Mit Blick auf die Zukunft erwarten Branchenbeobachter, dass man sich darauf konzentrieren wird, die Produktion mit der Nachfrage in Einklang zu bringen, um Probleme mit Überbeständen zu vermeiden. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Ausweitung des Exports, die Entwicklung neuer Weinstile jenseits von Schaumweinen und die Stärkung der Nachhaltigkeit durch Zertifizierungs- und Umweltinitiativen.
Auch wenn es nach wie vor Herausforderungen gibt, wie z. B. unvorhersehbares Wetter und finanzieller Druck, sind die Aussichten für englischen Wein weiterhin positiv. Der Sektor baut weiterhin auf jahrzehntelangen Fortschritten auf, mit zunehmendem Ehrgeiz und einer wachsenden Präsenz auf der globalen Bühne.
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