Italienische Abteien unterstreichen auf der Franciacorta-Konferenz ihre Rolle für die Weinkultur und die regionale Identität

06.10.2025

Klösterliche, akademische und Weingemeinschaften treffen sich, um über Nachhaltigkeit, Erbe und das kulturelle Erbe der Weinbautraditionen der Abteien zu diskutieren

Am 4. Oktober 2025 wurde das Kloster der Santissima Annunciata in Franciacorta, Italien, zum Treffpunkt für klösterliche, akademische und Weingemeinschaften während einer nationalen Konferenz, die sich mit der Beziehung zwischen Weinkultur und territorialer Identität befasste. Die Veranstaltung mit dem Titel "Die Weinkultur und die territoriale Identität: Die Rolle der Abteien", wurde von Vini d'Abbazia und der Stiftung Vittorio und Mariella Moretti organisiert. Sie war Teil des Programms "Come in famiglia" der Stiftung, das einen ganzen Tag lang von frühmorgens bis Mitternacht frei zugängliche Aktivitäten bot. Dazu gehörten Spaziergänge in der Natur, Workshops, Lesungen und gemeinschaftliche Zusammenkünfte zu den Themen Spiritualität und Kultur.

Die Konferenz stand unter der Schirmherrschaft der Fondazione Italia Patria della Bellezza, einer Organisation, die Projekte unterstützt, die das kulturelle Erbe Italiens hervorheben. Bei dem Treffen kamen Mönche, Winzer, Önologen, Historiker und Beamte zusammen, um zu erörtern, wie Abteien in der Vergangenheit Landschaften und landwirtschaftliches Wissen geschützt und gleichzeitig lokale Identitäten durch die Weinproduktion geformt haben.

Die Veranstaltung wurde mit einer Videobotschaft von Francesco Lollobrigida, dem italienischen Landwirtschaftsminister, eröffnet. Er dankte den klösterlichen Gemeinschaften für ihre Rolle bei der Bewahrung von Traditionen, die zum kulturellen und wirtschaftlichen Reichtum Italiens beitragen. Lollobrigida betonte das Engagement der Regierung für die Unterstützung von Unternehmen, die die Qualität erhalten und einen Mehrwert für das Land schaffen.

Vittorio Moretti, Präsident der Stiftung, begrüßte die Anwesenden zusammen mit Valentina Moretti, die für kulturelle Aktivitäten zuständig ist. Beide betonten, wie wichtig es ist, Räume wie das Kloster mit der gesamten Gemeinschaft zu teilen, um die Einheit und die Besinnung auf gemeinsame Werte zu fördern.

Zu den Rednern gehörte auch Renzo Cotarella, Geschäftsführer von Marchesi Antinori in Florenz. Er sprach über die tausend Jahre alte Rebe der Abtei Badia a Passignano, die 1983 entdeckt wurde, und beschrieb, wie Kunst, Geschichte, Weinbau und Innovation auf dem Weingut nebeneinander bestehen. Werner Waldboth von der Abtei Novacella in Bozen, einer der ältesten Weinkellereien der Welt, betonte, dass die Nachhaltigkeit im Mittelpunkt ihrer Tätigkeit steht und dass ihre Langlebigkeit in der klösterlichen Tradition verwurzelt ist.

Manfred Bernard vom Weingut der Abtei Muri-Gries erläuterte, dass Kontinuität ein wichtiges Vermächtnis für Klöster ist, die sich den modernen Herausforderungen stellen müssen. Er betonte, dass der Weinbau als Kulturgut und Quelle der Stabilität nach wie vor unverzichtbar ist. Dom Stefano Visintin von der Abtei Praglia bei Padua reflektierte über die historische Rolle des Weins als Nahrungsmittel, Sakrament und Medizin im klösterlichen Leben. Er stellte fest, dass er heute auch für den Respekt vor der Natur und der Tradition steht.

Don Andrea Santus von der Abtei Monte Oliveto Maggiore in Siena beschrieb, wie die Weinproduktion in seiner Gemeinschaft weiterhin mit Liturgie und Arbeit verbunden ist. Bruder Michele Badino vom Kloster Bose in Assisi erzählte von seiner Erfahrung mit der Rettung einer alten einheimischen Rebe durch ökologische Praktiken als Ausdruck der Fürsorge für Land und Geist.

Zu den akademischen Stimmen gehörte Attilio Scienza, Professor für Weinbau an der Universität von Mailand. Pater Luigi Cavagna, Franziskanermönch in Rodengo Saiano und Rektor der Accademia Symposium, nahm ebenfalls teil. Die Konferenz wurde von dem RAI-Journalisten Rocco Tolfa moderiert.

Den ganzen Tag über hatten die Teilnehmer Gelegenheit, an von AIS Lombardia kuratierten Stationen Weine aus verschiedenen Abteien zu verkosten. Bei diesen Verkostungen konnte man direkt erleben, wie jahrhundertealte Traditionen durch den Wein weiterhin lokale Identitäten prägen.

Das Kloster der Santissima Annunciata selbst ist von historischer Bedeutung. Es wurde 2018 vom Orden der Dienerinnen Mariens der Stiftung Vittorio und Mariella Moretti anvertraut und dient nun als Zentrum für kulturelle Veranstaltungen und gesellschaftliches Engagement. Auf der Konferenz wurde nicht nur die anhaltende Rolle der Abteien in der italienischen Gesellschaft hervorgehoben, sondern auch ihr fortwährender Beitrag zur Landschaftspflege und zu landwirtschaftlichen Innovationen.

Vertreter führender italienischer landwirtschaftlicher, religiöser und akademischer Institutionen nahmen an der Veranstaltung teil. In den Diskussionen wurde deutlich, dass die Abteien auch heute noch aktiv an den Debatten über Nachhaltigkeit, Denkmalschutz und ländliche Entwicklung teilnehmen. Der Tag endete mit der Erkenntnis, dass diese historischen Stätten nicht nur Relikte sind, sondern lebendige Zentren, in denen die Tradition weiterhin die heutigen Praktiken der Weinherstellung und des Gemeinschaftslebens beeinflusst.