Weintourismus boomt in ganz Europa, da junge Reisende die Nachfrage nach neuen Erlebnissen ankurbeln

22.09.2025

Frankreich, Italien und Spanien führen den neuen Index an, während die Weinkellereien ihr Angebot diversifizieren, um ein breiteres Publikum anzusprechen und ihre Bemühungen um Nachhaltigkeit zu verstärken

Der Weintourismus in Europa erfährt ein deutliches Wachstum. Neue Untersuchungen zeigen, dass mehr als 91 % der Reisenden, insbesondere der 18- bis 44-Jährigen, an Wein- und Gastronomiereisen interessiert sind. Diese Daten stammen von TUI Musement, einem Anbieter von Reisen und Aktivitäten, der vor kurzem den ersten europäischen Weintourismus-Index veröffentlicht hat. Der Index listet die für Weinliebhaber attraktivsten Länder des Kontinents auf und setzt Frankreich, Italien und Spanien an die Spitze.

Die Zunahme von Weinreisen ist nicht auf das europäische Festland beschränkt. Im Vereinigten Königreich hat der WineGB seit 2022 einen Anstieg des Weintourismus um 55 % verzeichnet. Weltweit haben andere Studien festgestellt, dass Portugal, Spanien und Südafrika im Jahr 2025 das beste Angebot für Weintouristen bieten. Reiseveranstalter weisen auch auf Regionen wie Piemont in Italien, Rioja in Spanien und Stellenbosch in Südafrika als wichtige Reiseziele für Weinliebhaber in diesem Jahr hin.

Frankreich führt den Europäischen Weintourismus-Index mit einem Wert von 85,3 von 100 Punkten an. Das Land zeichnet sich durch eine hohe Anzahl internationaler Weinauszeichnungen und seinen langjährigen Ruf für Qualität aus. Italien und Spanien folgen dicht dahinter, beide bekannt für ihre ausgedehnten Weinanbaugebiete und ihr vielfältiges Weinangebot. Portugal und Griechenland vervollständigen die Top Five und spiegeln sowohl traditionelle Stärken als auch das wachsende Interesse internationaler Besucher wider.

Der Rest der Top Ten besteht aus Ungarn, Deutschland, Rumänien, Österreich und Bulgarien. Diese Länder repräsentieren eine Mischung aus etablierten und aufstrebenden Weindestinationen. Deutschland gewinnt an Aufmerksamkeit für seine Rieslinge, während die rumänische Region Dealu Mare bei Weinreisenden immer mehr an Bedeutung gewinnt. Ungarns Tokajer Region wurde von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt und blickt auf eine jahrhundertealte Weinbautradition zurück. Österreich verfügt über 46 000 Hektar Weinberge, die für Weine mit geschützter Ursprungsbezeichnung (g.U.) oder geschützter geografischer Angabe (g.g.A.) genutzt werden. Bulgarien rundet die Liste ab, dessen Wurzeln des Weinbaus bis ins alte Thrakien zurückreichen.

Der Europäische Weintourismus-Index wurde anhand eines datengestützten Ansatzes entwickelt, der mehrere Faktoren berücksichtigt: die Gesamtrebfläche, die Rebfläche für Weine mit g.U./g.g.A., die Anzahl der registrierten Weine mit g.U./g.g.A., das Weinproduktionsvolumen und die erhaltenen internationalen Auszeichnungen. Als Datenquellen dienten Eurostat, die Internationale Organisation für Rebe und Wein (OIV), offizielle EU-Register und die Ergebnisse der Decanter World Wine Awards 2025. Nur EU-Mitgliedstaaten mit mindestens 500 Hektar Rebfläche wurden in die Studie einbezogen.

Da das Interesse am Weintourismus wächst, passen viele Weingüter ihr Angebot an, um ein breiteres Publikum anzusprechen. Das traditionelle Modell der einfachen Verkostung entwickelt sich weiter, da die Weingüter neue Erfahrungen einführen. James Osborn, Geschäftsführer von Hambledon Wine Estate in Hampshire, England, beschrieb diesen Wandel als notwendige Diversifizierung. Er erläuterte, dass die Gastfreundschaft auf seinem Weingut inzwischen eine zentrale Rolle spielt, wobei kulinarische Anlässe wie Mittagessen, Abendessen und private Essensveranstaltungen immer häufiger werden.

In der spanischen Rioja-Region hat das Weingut Ramón Bilbao seinen Veranstaltungskalender erweitert und bietet neben traditionellen Weinproben auch Malworkshops, Musikveranstaltungen und sogar Zirkusvorstellungen an. Die Gastronomie steht bei diesen Veranstaltungen weiterhin im Mittelpunkt, wobei die regionalen Weine durch die Kombination mit lokalen Speisen hervorgehoben werden.

Branchenführer sind davon überzeugt, dass der Weintourismus auch in Zukunft eine wichtige Rolle bei der Gewinnung neuer Zielgruppen und der Kundenbindung spielen wird. Auch Nachhaltigkeit und regenerative Tourismuspraktiken werden in der Branche immer wichtiger. Da immer mehr Reisende in den verschiedenen Regionen Europas ein intensives Gastronomie- und Weinerlebnis suchen, passen sich sowohl klassische Reiseziele als auch aufstrebende Gebiete an die veränderten Erwartungen an.