15.09.2025
Die deutschen Winzer befinden sich in einer schweren Krise: Bis zu 30 Prozent der Weinberge und die Hälfte aller Weingüter sind vom Aussterben bedroht. Davor warnt die Zukunftsinitiative Deutscher Weinbau, ein Verein, der im Mai von Thomas Schaurer, einem Winzer aus Rheinland-Pfalz, gegründet wurde. Die Gruppe fordert die deutschen Verbraucher auf, nur noch eine Flasche heimischen Wein pro Jahr zu kaufen, um die Weinindustrie des Landes zu retten.
Schaurer, der ein 33 Hektar großes Weingut bewirtschaftet, sagt, er sei zum Handeln getrieben worden, nachdem er gesehen habe, wie Kollegen aufgrund des finanziellen Drucks mit Depressionen und sogar Selbstmordgedanken zu kämpfen hatten. Er kritisiert die Untätigkeit der Berufsverbände und die Dominanz älterer Führungskräfte, die nicht bereit sind, sich anzupassen. Laut Schaurer stehen Tausende von Weingütern am Rande des Bankrotts und bedrohen damit nicht nur die Unternehmen, sondern auch die vom Weinbau geprägten Landschaften.
In Deutschland werden jährlich zwischen 8 und 9 Millionen Hektoliter Wein produziert, während der Verbrauch im Jahr 2024 nach Angaben der Internationalen Organisation für Rebe und Wein (OIV) schätzungsweise 17,8 Millionen Hektoliter betragen wird. Das bedeutet, dass der deutsche Wein weniger als die Hälfte der inländischen Nachfrage deckt. Schaurer stellt fest, dass der Marktanteil deutscher Weine im Vergleich zu den Vorjahren auf nur noch 42 Prozent gesunken ist. Er macht für diesen Rückgang die Supermarktketten und Discounter verantwortlich, die die Preise auf bis zu 0,99 Euro pro Flasche gesenkt haben - weniger als der Preis von Wasser in Flaschen.
Der Verein Zukunftsinitiative Deutscher Weinbau zählt inzwischen 164 aktive Mitglieder und wird nach eigenen Angaben von Hunderten weiterer Winzerfamilien in ganz Deutschland unterstützt. Ihre Kampagne hat zu einer Reaktion der etablierten Branchenverbände geführt. Ende August räumte der Deutsche Weinbauverband (DWV), Deutschlands wichtigster Winzerverband, ein, dass bis zu 30 Prozent der Weinbaufläche verloren gehen könnten, wenn sich der aktuelle Trend fortsetzt. Der DWV bestreitet zwar die Behauptung, dass die Hälfte aller Weingüter gefährdet sei, räumt aber ein, dass die Situation dramatisch ist und dringender politischer Handlungsbedarf besteht.
Der DWV verweist auf den demografischen Wandel und den rückläufigen Konsum als Hauptfaktoren für die Krise. Der Verband begrüßt die jüngsten politischen Vorschläge der rheinland-pfälzischen Weinbauministerin Daniela Schmitt, darunter ein neues Förderpaket für 2025. Der DWV fordert aber auch flexiblere Instrumente wie die finanzielle Unterstützung der Rodung von Rebstöcken, der grünen Weinlese und der Destillation - Maßnahmen, die in der Vergangenheit umstritten waren.
Anders als einige landwirtschaftliche Verbände fordert die Zukunftsinitiative Deutscher Weinbau keine neuen Subventionen. Stattdessen appelliert sie direkt an das Verantwortungsbewusstsein der Verbraucher. Die Gruppe argumentiert, dass, wenn jeder Einwohner Deutschlands jedes Jahr nur eine zusätzliche Flasche Wein aus der Region anstelle eines importierten Weins kaufen würde, dies für viele familiengeführte Weinbaubetriebe eine ausreichende wirtschaftliche Unterstützung wäre, um zu überleben. Schaurer sagt, er sei nicht gegen importierte Weine, aber er ist der Meinung, dass die Deutschen, wenn möglich, ihren eigenen Erzeugern den Vorzug geben sollten.
Er weist auch auf die Frage der fairen Preisgestaltung im europäischen Weinsektor hin. "Es ist nicht richtig, dass die Winzer - egal ob sie Deutsche, Franzosen, Italiener oder Spanier sind - nur 30 oder 40 Cent pro Liter bekommen", sagt er. "In Deutschland arbeiten die Winzer zwischen 60 und 90 Stunden pro Woche und ihre Weine werden für weniger als einen Euro pro Flasche verkauft."
Ein nationaler Sensibilisierungstag am 30. August hat seine Ziele aufgrund der begrenzten Vorbereitungszeit nicht erreicht, aber Schaurer sagt, dass seine Gruppe ihre Bemühungen fortsetzen wird. Er möchte, dass die Verbraucher verstehen, dass ihre Kaufentscheidungen die Arbeitsbedingungen in den Weinbergen und Kellern in ganz Deutschland beeinflussen. Außerdem fordert er globale Änderungen der Handelsregeln, um sowohl die Umwelt als auch die Landwirte zu schützen.
Die Krise des deutschen Weinsektors spiegelt die allgemeinen Herausforderungen wider, mit denen die europäische Landwirtschaft konfrontiert ist: sinkende Preise, veränderte Verbrauchergewohnheiten und zunehmende Konkurrenz durch Importe. Für viele deutsche Winzer könnte das Überleben davon abhängen, ob die Verbraucher bereit sind, etwas mehr zu zahlen - und heimischen Weinen den Vorzug vor billigeren Alternativen aus dem Ausland zu geben.
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