Aufstrebende Regionen bestimmen den Markt für edle Weine neu

21.10.2025

Weine aus England, Südafrika und Italien verzeichnen dreistellige Umsatzsteigerungen seit 2016

Der 67 Pall Mall Fine Wine Trends Report, der anlässlich des bevorstehenden 10-jährigen Jubiläums des Londoner Clubs veröffentlicht wurde, bietet einen detaillierten Blick darauf, wie sich der Konsum von edlen Weinen unter den Mitgliedern seit der Eröffnung des Clubs im Dezember 2015 verändert hat. Der Bericht stützt sich auf Verkaufsdaten des Clubs und eine umfassende Umfrage unter seinen 3.800 Mitgliedern, die einen Einblick in die sich verändernden Vorlieben, Kaufgewohnheiten und Einstellungen gegenüber Wein bietet.

Die Mitgliederzahl des 67 Pall Mall London hat sich innerhalb eines Jahrzehnts mehr als verdoppelt und ist von 1.500 auf über 3.800 gestiegen. Die demografische Zusammensetzung des Clubs ist nach wie vor überwiegend männlich (74 %), das Durchschnittsalter liegt bei 50 Jahren. Es gibt jedoch deutliche Bemühungen, jüngere Mitglieder zu gewinnen, die als aktiver und engagierter bei den gesellschaftlichen und bildungsbezogenen Veranstaltungen des Clubs beschrieben werden. Das "by-the-glass"-Programm des Clubs, das bei 7 Pfund beginnt, wird als ein wichtiges Instrument zur Förderung der Entdeckungsreise neuer und jüngerer Mitglieder angesehen.

Einer der wichtigsten Trends, die in dem Bericht hervorgehoben werden, ist die wachsende Vielfalt bei der Weinauswahl der Mitglieder. Während Burgunder, Champagner und Bordeaux nach wie vor beliebt sind, zeigen die Verkaufsdaten einen starken Anstieg bei Weinen aus Regionen wie der Toskana (plus 201 % seit 2016), England (170 %), Piemont (130 %), Südafrika (104 %), Rioja (192 %) und Sizilien (673 %, wenn auch von einer kleinen Basis aus). Diese Diversifizierung ist auf das umfangreiche glasweise Angebot des Clubs zurückzuführen - mehr als 1.000 Weine -, das es den Mitgliedern erleichtert, neue Stile zu probieren, ohne sich auf volle Flaschen oder Kisten festlegen zu müssen.

Südafrika und England werden als Regionen genannt, die man im Auge behalten sollte. Südafrikanische Weine werden für ihren Wert und ihre Frische gelobt, insbesondere Chenin Blanc und Syrah. Englische Weine sind auf dem Vormarsch, werden aber immer noch mit Skepsis betrachtet; nur etwa ein Viertel der befragten Mitglieder gibt an, sie regelmäßig zu trinken. Die steigende Qualität und die lokale Produktion werden jedoch als positiv angesehen.

Die traditionelle Praxis, Wein zu kaufen, um ihn zur Lagerung aufzubewahren, scheint zu schwinden. Vierundvierzig Prozent der Mitglieder geben an, dass sie heute weniger Wein zum Lagern kaufen als noch vor zehn Jahren. Jüngere Mitglieder führen Lebensstilfaktoren wie begrenzten Lagerraum und häufige Umzüge als Gründe für diese Veränderung an. Auch die Bereitschaft, Kisten mit sechs oder zwölf Flaschen desselben Weins zu kaufen, ist gesunken, da viele lieber mit verschiedenen Stilen experimentieren.

Zynismus gegenüber dem En-Primeur-System - vor allem bei Bordeaux - ist unter den Mitgliedern weit verbreitet. Mehr als die Hälfte gibt an, dass sie aufgrund der steigenden Preise weniger Spitzenweine kaufen, wobei einige anmerken, dass reife Weine auf dem Sekundärmarkt billiger sein können als Neuerscheinungen. Der Bericht stellt fest, dass der Kauf von En-Primeur-Weinen heute im Vergleich zu vor zwei Jahrzehnten wenig positiv beurteilt wird.

Wenn es darum geht, Empfehlungen einzuholen, nutzen die Mitglieder eine Mischung aus verschiedenen Quellen: Weinhändler, Freunde, Online-Medien, Kritiker, Sommeliers, Bewertungsportale wie CellarTracker und Wine-Searcher sowie traditionelle Zeitschriften spielen alle eine Rolle. Keine einzelne Quelle dominiert.

Gesundheitliche Bedenken haben einen gemischten Einfluss auf die Konsumgewohnheiten gehabt. Einundvierzig Prozent der Befragten geben an, dass sie ihren Alkoholkonsum nicht aus gesundheitlichen Gründen einschränken, während 40 % sagen, dass sie damit vor kurzem begonnen haben. Der Alkoholgehalt wird für einige Käufer immer wichtiger; Weine mit hohem Alkoholgehalt wie Priorat und Amarone fallen aus der Gunst. Das Interesse an alkoholfreien oder alkoholarmen Weinen bleibt in dieser Gruppe gering.

Nachhaltigkeitsnachweise wie die biologische oder biodynamische Zertifizierung haben nur begrenzten Einfluss auf die Kaufentscheidung. Nur ein geringer Prozentsatz der Mitglieder berücksichtigt diese Faktoren beim Weinkauf. Es besteht eine gewisse Skepsis gegenüber der Verwendung dieser Begriffe im Marketing, obwohl die Zertifizierungen als Zeichen der Sorgfalt der Erzeuger angesehen werden können.

Mit Blick auf die Zukunft wird der Klimawandel von fast der Hälfte der Befragten als eine der größten Sorgen für die Zukunft des edlen Weins genannt, insbesondere im Hinblick auf seine Auswirkungen auf klassische Regionen wie Bordeaux und Burgund. Preissteigerungen werden auch als Bedrohung für die Zugänglichkeit gesehen.

Burgund ist die Region, in der in den nächsten zehn Jahren am ehesten mit einem Anstieg der Käufe zu rechnen ist. 40 % der befragten Mitglieder erwarten, dass sie bis 2035 mehr Burgunder kaufen werden. Auch Italien, Südafrika, Spanien, England, Deutschland, Portugal, Kalifornien, Österreich und die Champagne spielen eine wichtige Rolle bei den künftigen Kaufplänen. Auffallend ist, dass Bordeaux in diesen Prognosen nicht vorkommt - ein Zeichen dafür, dass sich die traditionellen Hierarchien beim Sammeln von edlen Weinen durch veränderte Geschmäcker und Frustrationen über die Preisgestaltung möglicherweise neu formieren.

Der Bericht zeichnet das Bild eines sich entwickelnden Marktes für edle Weine, auf dem die Vielfalt zunimmt, aber bestimmte Klassiker ihre Anziehungskraft beibehalten. Er zeigt auch die aktuellen Herausforderungen im Zusammenhang mit der Preisinflation und dem sich ändernden Lebensstil der Verbraucher auf, die das nächste Jahrzehnt des Weinkonsums in einem der einflussreichsten Londoner Clubs prägen könnten.