21.10.2025
Die europäischen Weinerzeuger befinden sich in einer kritischen Phase, da der Sektor mit sinkender Nachfrage, Überproduktion und neuen Herausforderungen auf den globalen Märkten zu kämpfen hat. Am 21. Oktober trafen sich Branchenführer, politische Entscheidungsträger und Experten in Straßburg am Sitz der Region Grand-Est zur zweiten Sitzung des Europäischen Weintages. Organisiert wurde die Veranstaltung von Farm Europe, einem Think Tank unter der Leitung von Yves Madre, der die Diskussionen eröffnete, indem er die Dringlichkeit der Situation hervorhob. Er rief alle Beteiligten dazu auf, konstruktive Lösungen zu finden, um die Erholung des europäischen Weinbaus zu gewährleisten und einen Rückgang der Produktion zu vermeiden.
Christophe Hansen, EU-Kommissar für Landwirtschaft und Ernährung, sprach zu den Anwesenden und erkannte an, dass sich die europäische Weinproduktion nach Jahrzehnten des Wachstums an einem Wendepunkt befindet. Er wies auf mehrere Herausforderungen hin, die gleichzeitig zu bewältigen sind: eine instabile Nachfrage in Europa und im Ausland, geopolitische Spannungen, die sich auf die Ausfuhren auswirken, Fragen des Generationswechsels bei den Winzern und die anhaltenden Auswirkungen des Klimawandels.
Die Europäische Kommission hat im Rahmen eines Gesetzgebungspakets, das derzeit vom Europäischen Parlament geprüft wird, neue Regulierungsinstrumente für den Weinsektor vorgeschlagen. Zu diesen Maßnahmen gehören die Verringerung der Anpflanzungsgenehmigungen in Regionen, in denen die Gefahr einer Überproduktion besteht, und die Möglichkeit für die Mitgliedstaaten, das Angebot durch Höchstertragsgrenzen und Bestandsmanagement zu regulieren. Im Falle einer Marktkrise könnten die Mitgliedstaaten flexible Instrumente wie die freiwillige oder obligatorische Destillation von überschüssigem Wein, die grüne Weinlese oder sogar die Entfernung von Weinbergen einsetzen. Hansen betonte jedoch, dass diese Maßnahmen verantwortungsbewusst umgesetzt und auf nationaler Ebene finanziert werden sollten, mit Genehmigung der Kommission durch ein gestrafftes Verfahren.
Frankreich hat europäische Soforthilfemittel zur Finanzierung der endgültigen Entfernung von Rebflächen beantragt und schätzt, dass 200 bis 250 Millionen Euro für seinen nationalen Sektor benötigt werden. Unter den EU-Mitgliedstaaten besteht jedoch kein Konsens über die Verwendung europäischer Mittel für diesen Zweck. Deutschland unterstützt Frankreichs Position, während Italien dagegen ist und Spanien um eine weitere Begründung gebeten hat. Hansen bestätigte, dass die Beseitigung von Rebflächen aus den nationalen Haushalten und nicht aus den EU-Krisenreserven finanziert werden muss, wenn sie weiterverfolgt wird. Er wies darauf hin, dass die nächste Gemeinsame Agrarpolitik (GAP), die für 2027 geplant ist, die EU-Krisenreserven von 450 Millionen Euro auf 900 Millionen Euro pro Jahr für ganz Europa verdoppeln könnte.
Der Fokus aus Brüssel verlagert sich eher auf die Ausweitung der Exportmärkte als auf den Abbau von Produktionskapazitäten. Hansen betonte, wie wichtig es ist, den europäischen Weinen zu helfen, weltweit Marktanteile zu gewinnen. Die Vereinigten Staaten sind nach wie vor ein wichtiger Markt für europäische Weine, haben aber seit August einen Zoll von 15 % eingeführt. Branchenvertreter wie Joël Boueilh, Präsident von Vignerons Coopérateurs de France, haben zu erneuten Verhandlungen aufgerufen, um die gegenseitigen Zölle zu beseitigen und den Zugang zu diesem wichtigen Markt zu erhalten.
Hansen räumte ein, dass ein Null-Zoll-Abkommen für Weine und Spirituosen zwar ideal wäre, dass aber die derzeitigen Verhandlungen mit den USA nach Jahren eskalierender Handelsspannungen zumindest Stabilität gebracht hätten. Er kündigte außerdem an, mit einer europäischen Delegation nach Brasilien zu reisen, um neue Märkte in Südamerika zu erschließen, nachdem ähnliche Bemühungen in Japan und Indien unternommen wurden. Diese Märkte gelten als vielversprechend, erfordern jedoch langfristige Investitionen und Werbekampagnen, die die Kommission durch erweiterte Initiativen im Rahmen des Weinpakets zu unterstützen gedenkt.
Der Zeitplan für die Entscheidungen ist knapp bemessen. Der Landwirtschaftsausschuss des Europäischen Parlaments wird voraussichtlich Anfang November über das Weinpaket abstimmen, die Abstimmung im Plenum erfolgt später im Monat. Der Ministerrat könnte sein Mandat bis Ende des Jahres abschließen.
Die spanische Europaabgeordnete Esther Herranz García warnte, dass es keine schnellen Lösungen für die Probleme des Sektors geben werde, äußerte aber die Hoffnung, dass die laufenden Verhandlungen in künftigen Ausgaben des Europäischen Weintages bessere Instrumente für die Erzeuger hervorbringen werden. Joël Boueilh wies darauf hin, dass sich die Krise zwar innerhalb von zwei oder drei Jahren rasch entwickelt habe, dass aber auch eine rasche Erholung möglich sei, wenn geeignete Maßnahmen ergriffen würden.
Regionale Entscheidungsträger wie Franck Leroy, Präsident von Grand-Est und Vorsitzender der Vereinigung Europäischer Weinregionen (AREV), betonten die Notwendigkeit einer starken, in den lokalen Gebieten verankerten und durch europäische Mittel unterstützten Agrarpolitik. Nur mit ausreichenden Mitteln könne Europa "die Saat für den Weinbau von morgen" legen.
Abschließend bekräftigte Kommissar Hansen sein Engagement für die Sicherung der Zukunft des europäischen Weinsektors durch eine kontinuierliche Produktion, die Erhaltung traditioneller Landschaften, die Entwicklung neuer Märkte und gemeinsame Anstrengungen der europäischen Institutionen, der nationalen Regierungen und der regionalen Behörden.
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