Französische Weinernte sinkt auf 36 Millionen Hektoliter, da die Branche mit einer zunehmenden Wirtschaftskrise zu kämpfen hat

03.11.2025

Erzeuger fordern 200 Millionen Euro Soforthilfe und dringende Regierungsmaßnahmen angesichts niedriger Erträge, steigender Kosten und regulatorischer Unsicherheit

Vertreter der französischen Weinindustrie werden am Donnerstag, den 6. November, in Paris mit Landwirtschaftsministerin Annie Genevard zusammentreffen. Das Treffen findet zu einem kritischen Zeitpunkt für den Sektor statt, der mit einer Reihe von wirtschaftlichen und regulatorischen Herausforderungen konfrontiert ist. Das Treffen findet im Anschluss an eine Woche intensiver politischer Aktivitäten statt, darunter Gespräche in Rom zwischen Frankreich, Italien und Spanien über die Zukunft der europäischen Weinpolitik und eine wichtige Abstimmung im Landwirtschaftsausschuss des Europäischen Parlaments über vorgeschlagene Änderungen der Weinverordnung.

Der französische Weinsektor ist durch historisch niedrige Ernten, schwache Märkte und steigende Produktionskosten unter Druck geraten. Die diesjährige Traubenernte wird auf nur 36 Millionen Hektoliter geschätzt, eine der niedrigsten in der jüngeren Geschichte. Die Erzeuger sagen, dass die aktuellen Marktpreise ihre gestiegenen Kosten nicht decken, die durch die weltweiten wirtschaftlichen und geopolitischen Spannungen in die Höhe getrieben wurden.

Auch die von der Regierung versprochenen finanziellen Unterstützungsmaßnahmen kommen nur langsam zum Tragen. Ein 10-Millionen-Euro-Hilfspaket für genossenschaftliche Weinbaubetriebe liegt bis zu einem Ende Oktober fälligen Bericht auf Eis. Es gibt auch Forderungen nach einem verbesserten Zugang zu Umschuldungsdarlehen und nach staatlicher Unterstützung bei Sozialversicherungsbeiträgen und Grundsteuern nach den jüngsten klimabedingten Verlusten.

Eines der dringlichsten Probleme für die Erzeuger ist der Bedarf an neuen Finanzmitteln zur Unterstützung eines Programms zur permanenten Entfernung von Weinbergen, der so genannten "Arrachage". Branchenführer fordern mindestens 200 Millionen Euro aus einer Kombination europäischer und nationaler Quellen. Die EU-Mitgliedstaaten sind sich jedoch nicht einig, wie ein solches Programm finanziert werden soll. Während Frankreich und Deutschland den Einsatz von EU-Krisenmitteln befürworten, ist Italien dagegen, und Spanien hat weitere Begründungen gefordert.

EU-Agrarkommissar Christophe Hansen hat seine Abneigung gegen die Finanzierung der Beseitigung von Rebflächen zum Ausdruck gebracht und erklärt, er wolle sich lieber auf die Steigerung der Exporte konzentrieren, als die Produktionskapazitäten zu verringern. Bei seinen jüngsten Gesprächen in Paris mit Premierminister Sébastien Lecornu und Minister Genevard erörterte Hansen allgemeine agrarpolitische Fragen, ging aber nicht auf die spezifische Forderung nach dringender Unterstützung für den Weinsektor ein.

Die französische Weinindustrie bemüht sich auch um Schutz vor neuen Steuern auf Alkoholkonsum und Werbung, die im Parlament vorgeschlagen wurden. Die Erzeuger argumentieren, dass solche Maßnahmen ihre Position in einer Zeit, in der sie bereits mit sinkenden Einkommen zu kämpfen haben, weiter schwächen würden.

Jérôme Despey, Vorsitzender des Weinrates von FranceAgriMer, sagte, dass das Treffen mit Minister Genevard am Donnerstag von der Branche mit großer Spannung erwartet wird. Er betonte, dass die Zeit der Analyse vorbei sei und dass nun konkrete Maßnahmen zur Bewältigung der Krise erforderlich seien. Despey wies darauf hin, dass der Sektor an mehreren Fronten arbeitet, darunter Programme zur Krisendestillation in Verbindung mit der Beseitigung von Rebflächen und die Suche nach neuen Verwendungsmöglichkeiten für überschüssigen Wein wie Biokraftstoffe.

Auf der Sitzung am Donnerstag wird eine kürzlich durchgeführte Umfrage über die Beseitigung von Rebflächen vorgestellt, die Teil der Bemühungen um die Sicherung zusätzlicher Finanzmittel ist. Die Branche bereitet sich auch auf eine große Demonstration in Béziers am 15. November vor, die vom Syndicat des Vignerons de l'Aude organisiert wird.

Einige Senatoren haben vorgeschlagen, Anfang 2026 eine nationale Weinbaukonferenz abzuhalten, um die langfristigen Herausforderungen in Bezug auf Wirtschaft, Marketing, Klimawandel und Investitionen zu erörtern. Despey unterstützt zwar jede Initiative, die Interessengruppen zusammenbringt, besteht aber darauf, dass sofortige Maßnahmen zur Stabilisierung des Sektors erforderlich sind.

Das Ergebnis der Treffen in dieser Woche könnte die Zukunft der französischen Weinproduktion für die nächsten Jahre bestimmen. Die Branchenvertreter hoffen, dass die Gespräche am Donnerstag zu konkreten Zusagen der Regierung führen und den Weg für neue Unterstützungsmaßnahmen auf nationaler und europäischer Ebene ebnen werden.