Frankreich lehnt Handelsabkommen zwischen der EU und Mercosur wegen 180.000 Tonnen Zucker mit verbotenen Pestiziden entschieden ab

26.11.2025

Die Minister warnen davor, dass das Abkommen die Lebensmittelsicherheit, die Einkommen der Landwirte und die Umweltstandards bedroht, und fordern eine geschlossene parlamentarische Opposition gegen die derzeitigen Bedingungen

Am 26. November 2024 fand in der französischen Nationalversammlung eine wichtige Debatte über die laufenden Verhandlungen über ein Assoziierungsabkommen zwischen der Europäischen Union und dem südamerikanischen Handelsblock Mercosur statt. Die Sitzung war geprägt von starken Aussagen von Annie Genevard, Ministerin für Landwirtschaft, Ernährungssouveränität und Forstwirtschaft, und Sophie Primas, Ministerin für Außenhandel und französische Bürger im Ausland. Beide Ministerinnen sprachen sich klar gegen die derzeitigen Bedingungen des vorgeschlagenen Abkommens aus.

Zu Beginn ihrer Rede erinnerte Annie Genevard an die langjährigen Beziehungen zwischen Frankreich und Lateinamerika und betonte, dass diese Partnerschaft anspruchsvoll und ausgewogen bleiben müsse. Sie warnte davor, dass das Freihandelsabkommen, wie es derzeit von der Europäischen Kommission geplant ist, eine echte Gefahr für die französische Landwirtschaft und die Ernährungssouveränität darstellt. Genevard erklärte, dass Frankreich und Präsident Emmanuel Macron das Abkommen in seiner jetzigen Form entschieden ablehnen.

Genevard erläuterte mehrere Gründe für diese Ablehnung. Sie argumentierte, dass Frankreich zwar ein wichtiger Agrarexporteur sei und in der Vergangenheit von der Handelsliberalisierung profitiert habe, dass aber jedes neue Abkommen ausgewogen sein und die französischen Interessen schützen müsse. Sie verwies auf die nach 25 Jahren Verhandlungen immer noch ungelösten Probleme, insbesondere in Bezug auf wirtschaftliche und gesundheitliche Risiken. Die Ministerin betonte, dass die französischen Landwirte in internationalen Handelsgesprächen nicht als Verhandlungsmasse behandelt werden dürften und forderte, dass die Landwirtschaft als strategischer Sektor anerkannt werden müsse.

Genevard wies auf Audits hin, die seit 2017 in Argentinien, Brasilien und Uruguay durchgeführt wurden und systemische Schwächen in deren Inspektions- und Kontrollsystemen aufzeigten. Sie argumentierte, dass diese Mängel bedeuteten, dass Produkte aus den Mercosur-Ländern weder die Einhaltung europäischer Standards noch einen fairen Wettbewerb für französische Landwirte garantieren könnten. Sie forderte "spiegelbildliche Maßnahmen", d. h. alle für europäische Produkte geltenden Normen sollten auch für Importe gelten.

Die Ministerin verwies auf konkrete Probleme wie die mögliche Einfuhr von 180.000 Tonnen Zucker, der mit in Europa verbotenen Pestiziden hergestellt wurde, oder Geflügel, das mit Antibiotika als Wachstumsförderer aufgezogen wurde - Praktiken, die in der EU verboten sind. Sie warnte, dass solche Importe die Lebensmittelsicherheit untergraben, die Preise senken, die Einkommen der Landwirte verringern und das Überleben vieler landwirtschaftlicher Betriebe gefährden würden.

Genevard verwies auch auf die jüngsten Proteste von Landwirten in ganz Europa, die ihre Frustration über die ihrer Meinung nach widersprüchlichen Forderungen zum Ausdruck brachten: Anpassung an den Klimawandel bei gleichzeitiger Konkurrenz durch Importe, die unter weniger strengen Vorschriften erzeugt werden. Sie warnte davor, ein Zweiklassensystem in der Landwirtschaft zu schaffen, in dem sich nur ein Teil der Bürger Lebensmittel leisten könne, die nach hohen Standards produziert werden.

Die Ministerin berichtete, dass Polen ebenfalls beschlossen habe, gegen das Mercosur-Abkommen zu stimmen, was auf eine wachsende Opposition unter den EU-Mitgliedstaaten schließen lasse. Sie rief zu einer geschlossenen Front im französischen Parlament auf, um eine starke politische Botschaft an Brüssel zu senden.

Sophie Primas bekräftigte anschließend die Einigkeit der Regierung in dieser Frage. Sie beschrieb das Abkommen als mehr als nur eine technische Angelegenheit und sagte, dass es große Auswirkungen auf die Gesellschaft, die lokale Wirtschaft und das Vertrauen der Öffentlichkeit in Europa haben werde. Primas betonte die Notwendigkeit von Transparenz und einer demokratischen Debatte über solch wichtige Entscheidungen.

Primas schloss sich Genevards Bedenken bezüglich der Landwirtschaft an, fügte aber hinzu, dass auch Umweltfragen auf dem Spiel stünden. Sie sagte, es sei inkohärent, wenn Europa seinen eigenen Erzeugern strenge Umweltstandards vorschreibe und gleichzeitig Importe zulasse, die diese Standards nicht erfüllten. Primas betonte, dass jedes Abkommen die Einhaltung des Pariser Klimaabkommens zu einer wesentlichen Bedingung machen müsse, mit durchsetzbaren Bestimmungen und Sanktionen, falls nötig.

Sie wiederholte die Forderung Frankreichs nach Spiegelklauseln in allen Handelsabkommen, um die Gegenseitigkeit bei den Standards zu gewährleisten. Primas stellte klar, dass sich Frankreich nicht dem Handel verschließe, sondern dass die Abkommen fair sein und die nationalen Interessen schützen müssten.

Beide Minister betonten, dass ihre Ablehnung nicht bedeute, die Beziehungen zu Lateinamerika oder den Mercosur-Ländern abzulehnen. Vielmehr plädierten sie für eine ausgewogene Partnerschaft, die auf gemeinsamen Werten und gegenseitigem Respekt beruht.

Auf Fragen der Abgeordneten bestätigte Primas, dass Frankreich auf einer einstimmigen Zustimmung der EU-Mitgliedstaaten und einer Ratifizierung durch die nationalen Parlamente bestehen werde, bevor ein Abkommen in Kraft treten könne. Sie erklärte, Frankreich sei bereit, seine Position mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln zu verteidigen - einschließlich des Aufbaus von Sperrminoritäten oder rechtlicher Anfechtungen.

Genevard schloss mit der Warnung, dass das Abkommen, sollte es angenommen werden, der französischen Landwirtschaft schwersten Schaden zufügen würde, indem es die EU-Märkte für Produkte öffnet, die unter niedrigeren Standards hergestellt werden. Dies würde die Bemühungen der französischen Landwirte um sichere und nachhaltige Lebensmittel verraten.

Die Debatte endete mit dem Aufruf, das aktuelle Mercosur-Abkommen geschlossen abzulehnen und die französische Landwirtschaft und Ernährungssouveränität zu verteidigen. Es wird erwartet, dass das Ergebnis dieser Parlamentsabstimmung sowohl die nationale Politik als auch die laufenden Verhandlungen auf europäischer Ebene beeinflussen wird.