Italienische Behörden beschlagnahmen Campari-Aktien im Wert von über 1 Milliarde Euro im Rahmen eines Steuerhinterziehungsprozesses

11.11.2025

Lagfin wird beschuldigt, 5,3 Milliarden Euro an Kapitalgewinnen nicht erklärt zu haben, während die Mailänder Polizei die Steuerpraktiken von Unternehmen genauer unter die Lupe nimmt

Die italienische Finanzpolizei in Mailand hat im Rahmen von Ermittlungen wegen angeblicher Steuerhinterziehung Campari-Aktien im Wert von mehr als einer Milliarde Euro beschlagnahmt. Der Fall konzentriert sich auf Lagfin, eine in Luxemburg ansässige Holdinggesellschaft, die die Mehrheit der Campari-Aktien kontrolliert. Nach Informationen italienischer Medien, die von den Behörden bestätigt wurden, führte Lagfin eine Fusion durch Einverleibung durch und übernahm seine eigene italienische Tochtergesellschaft, die den Großteil der Campari-Aktien hielt.

Die Ermittler werfen Lagfin vor, bei diesem Vorgang Kapitalgewinne in Höhe von rund 5,3 Milliarden Euro aus den Vermögenswerten der italienischen Tochtergesellschaft nicht angegeben zu haben. Nach italienischem Recht hätten diese Gewinne gemeldet und versteuert werden müssen. Die Behörden schätzen, dass sich die nicht gezahlten Steuern auf etwa 1,3 Milliarden Euro belaufen, was sich im Wert der beschlagnahmten Campari-Aktien widerspiegelt.

Die Beschlagnahme erfolgte nach monatelangen Ermittlungen der Mailänder Guardia di Finanza, der italienischen Finanzpolizei. Die Ermittlungen zielen darauf ab, festzustellen, ob Lagfin absichtlich die Zahlung von Steuern auf die durch die Umstrukturierung erzielten Kapitalgewinne vermieden hat.

Die Campari-Gruppe, die an der Mailänder Börse mit einer Marktkapitalisierung von rund sieben Milliarden Euro notiert ist, hat sich bisher nicht öffentlich zu der Angelegenheit geäußert. Das Unternehmen ist international für seinen namensgebenden Aperitif bekannt und besitzt ein breites Portfolio an Spirituosenmarken, darunter Wild Turkey und Glen Grant Whiskys, Courvoisier Cognac sowie mehrere Gin-, Tequila- und Wodka-Marken.

Das Gerichtsverfahren ist noch nicht abgeschlossen, und es bleibt unklar, wie sich die Beschlagnahme in den kommenden Wochen auf die Geschäftstätigkeit von Campari oder den Aktienkurs auswirken wird. Der Fall wirft ein Schlaglicht auf die anhaltende Kontrolle der italienischen Behörden über grenzüberschreitende Unternehmensstrukturen und die Einhaltung der Steuervorschriften durch große Unternehmen, die in Italien tätig sind.