Vierzig neue Rebsorten in der Schweiz getestet, um den Einsatz synthetischer Fungizide im Weinbau zu reduzieren

04.12.2025

Forscher konzentrieren sich auf krankheitsresistente Trauben und natürliche Alternativen wie Oregano-Öl, um Reben zu schützen und Umweltanforderungen zu erfüllen

In den Weinbergen oberhalb von Nyon, Schweiz, arbeiten Forscher der Haute école de Changins daran, den Einsatz synthetischer Fungizide im Weinbau zu reduzieren. In dem Versuchsweingarten mit Blick auf den Genfer See wird ein Projekt zur Entwicklung von Rebsorten durchgeführt, die Pilzkrankheiten widerstehen können. Markus Rienth, Leiter des Weinbausektors in Changins, leitet ein Team, das Feldarbeit mit Laborforschung verbindet. Bei einem kürzlichen Besuch wies er auf einen blassen Fleck auf einem Rebblatt hin - ein Anzeichen für Falschen Mehltau - und erklärte, dass diese Rebsorte nicht resistent genug sei.

Die Versuchsfläche ist etwa einen halben Hektar groß und dient seit mehreren Jahren dazu, neue Rebsorten zu testen, die auf Resistenz gegen Pilzkrankheiten gezüchtet wurden. Diese Bemühungen sind Teil des Projekts Innopiwi, das vom Bundesamt für Landwirtschaft finanziert wird. Der Name des Projekts leitet sich vom deutschen Wort "Piwi" ab, was soviel wie pilzresistente Sorten bedeutet. Vierzig neue Rebsorten, die von Forschungsinstituten in ganz Europa entwickelt wurden, sind hier angepflanzt worden. Jede von ihnen ist multiresistent und trägt mehrere Gene zur Bekämpfung von Falschem Mehltau und Echtem Mehltau in sich.

Die Forscher untersuchen systematisch den Ertrag jeder Sorte, ihre Physiologie, ihre Widerstandsfähigkeit gegen Umweltstress wie Hitze oder Trockenheit und ihre Fähigkeit, Krankheitserregern zu widerstehen. Sie bewerten auch organoleptische Eigenschaften wie Aussehen, Aroma und Geschmack. Ziel ist es, konkrete Empfehlungen für Schweizer Winzerinnen und Winzer zu geben, die sich für den Anbau dieser Piwi-Sorten interessieren. Ähnliche Studien laufen auch an zwei anderen Schweizer Forschungsstandorten mit unterschiedlichen Boden- und Klimabedingungen: Frick und Wädenswil.

Für ein ungeschultes Auge sehen die Rebzeilen ähnlich aus, abgesehen von der Farbe der Trauben, die von tiefblau bis bernsteingelb reicht. Es gibt keine Schilder, die auf ihre Namen oder Herkunft hinweisen - nur Nummern kennzeichnen sie für die Forscher, eine Vorsichtsmassnahme gegen Diebstahl.

Der Kontext für diese Forschung geht auf das späte 19. Jahrhundert zurück, als die europäischen Weinreben (Vitis vinifera) zum ersten Mal Pilzkrankheiten ausgesetzt waren, die durch den zunehmenden Handel aus Amerika eingeschleppt wurden. Im Gegensatz zu ihren amerikanischen Pendants hatten die europäischen Reben keine natürliche Resistenz entwickelt. Zu den frühen Lösungen gehörten Kupfer- und Schwefelbehandlungen; später, ab den 1930er Jahren, wurden synthetische Fungizide weit verbreitet. Mitte des 20. Jahrhunderts veranlasste die Besorgnis über diese Chemikalien die Wissenschaftler, Kreuzungen mit amerikanischen Reben zu erforschen, die von Natur aus resistent sind.

Im Laufe der Zeit gelang es den Züchtern, Rebsorten zu züchten, die Krankheitsresistenz mit wünschenswerten Geschmacksprofilen kombinierten. Die Entwicklung neuer Sorten ohne den Einsatz gentechnisch veränderter Organismen (GVO) ist jedoch nach wie vor langwierig - etwa 15 Jahre pro Züchtungszyklus - selbst mit modernen Techniken wie der markerunterstützten Selektion. Rienth merkt an, dass nur die Zulassung von GVO den Fortschritt erheblich beschleunigen würde, stellt aber klar, dass er persönlich nicht für die Aufhebung des Schweizer Moratoriums für GVO eintritt.

Eine große Herausforderung ist die Erhaltung der Weinqualität bei gleichzeitiger Erhöhung der Krankheitsresistenz. Viele weiße Piwi-Trauben ergeben akzeptable Weine, aber ähnliche Ergebnisse mit roten Sorten zu erzielen, ist schwieriger. Dies hat Forscher dazu veranlasst, nach alternativen Möglichkeiten zu suchen, um den Einsatz von Fungiziden zu reduzieren und gleichzeitig die Ökosysteme der Weinberge zu erhalten und die Nachfrage der Verbraucher nach umweltfreundlichen Produkten zu befriedigen.

Einige ätherische Öle sind vielversprechend, wenn es darum geht, die natürlichen Abwehrkräfte der Weinrebe zu stimulieren oder als Antipilzmittel zu wirken. In einer vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF) finanzierten Studie hat Rienths Team gezeigt, dass Oregano-Öl Immunreaktionen bei Reben auslösen kann. Ein neues, im Sommer 2025 gestartetes Projekt zielt auf die Mikroverkapselung von Oregano-Öl in Alginat und Chitosan ab - Materialien, die das Auswaschen und den Abbau des Öls verhindern, seine Toxizität verringern und seine Schutzwirkung gegen den Falschen Mehltau verlängern.

Im Labor in Changins infizieren die Forscher unter kontrollierten Bedingungen Weinblätter mit Falschem Mehltau, um die Resistenz der Pflanzen zu vergleichen. Sie analysieren auch Bodenproben und fotografieren Blätter, um später den Schweregrad der Krankheit zu beurteilen.

Neben den wissenschaftlichen Herausforderungen sehen sich die Schweizer Weinproduzenten mit einem weiteren Problem konfrontiert: dem rückläufigen weltweiten Weinkonsum. Dieser Trend mag zwar aus Sicht der öffentlichen Gesundheit positiv sein, erzeugt jedoch wirtschaftlichen Druck auf die Winzer, die sich im internationalen Wettbewerb behaupten müssen. Trotz hoher Qualität deckt der Schweizer Wein nur die Hälfte des inländischen Konsums ab - eine Lücke, die nach Ansicht von Rienth durch eine verbesserte Vermarktung geschlossen werden könnte.

Angesichts des anhaltenden Klimawandels und der Bedrohung durch Krankheiten zielen Projekte wie die in Changins darauf ab, die Zukunft des Weinbaus zu sichern, indem sie traditionelle Züchtung mit innovativen natürlichen Lösungen kombinieren. Die Arbeit wird sowohl in den Weinbergen oberhalb des Genfer Sees als auch in den Labors fortgesetzt, wo Wissenschaft auf Tradition trifft.