Neue Studie: Kann Resveratrol Dickdarmkrebs verhindern?

Wissenschaftler im Vereinigten Königreich testen ein neues Medikament, das aus einer Verbindung in der Schale roter Weintrauben gewonnen wird, um seine Wirksamkeit bei der Vorbeugung von Dickdarmkrebs zu bewerten. Ziel der Forschung ist es, präventive Behandlungen für eine der häufigsten Krebsarten zu finden. Die als Resveratrol bekannte Verbindung ist ein starkes Antioxidans, das auch in Früchten wie Blaubeeren und in Nüssen wie Erdnüssen enthalten ist. Rotwein ist ebenfalls eine wichtige Quelle für Resveratrol und enthält einige der höchsten Dosen dieser Substanz.

Dickdarmkrebs (Kolorektalkrebs) ist die vierthäufigste Krebsart im Vereinigten Königreich. Nach Angaben von Cancer Research lag die 10-Jahres-Überlebensrate für Personen, bei denen zwischen 2013 und 2017 Krebs diagnostiziert wurde, bei 53 %. Die Krankheit betrifft vor allem Menschen über 75 Jahre, wobei die Statistiken von 2017 bis 2019 zeigen, dass 43 % der Diagnosen auf diese Altersgruppe entfallen. Die Darmkrebsvorsorge konzentriert sich auf die Erkennung von Polypen im Dick- oder Enddarm. Obwohl nicht alle Polypen zu Krebs werden, können sich einige mit der Zeit zu bösartigen Tumoren entwickeln.

Professor Mark Hull, der Leiter der Colo-Prevent-Studie, erklärte, dass die Entfernung von entdeckten Polypen keine Garantie dafür ist, dass diese nicht wieder auftreten oder sich später zu Krebs entwickeln. "Durch therapeutische Prävention tun wir alles, was möglich ist, um das Krebsrisiko zu senken, und die Colo-Prevent-Studie ist eine Möglichkeit, dieses Ziel zu erreichen", erklärte Hull. Die Studie wird von der Universität Leicester und dem National Institute for Health and Care Research (NIHR) Leicester Biomedical Research Center geleitet und von Cancer Research finanziert.

Die Studie umfasst 1 300 Patienten aus England und Wales im Alter zwischen 50 und 73 Jahren, bei denen Polypen entdeckt und entfernt wurden. Die Teilnehmer werden in verschiedene Gruppen eingeteilt, die mit Metformin, Aspirin, Resveratrol oder einem Placebo behandelt werden. Die Teilnehmer der Aspirin- oder Aspirin-plus-Metformin-Gruppen werden das Medikament drei Jahre lang täglich einnehmen, während die Teilnehmer, die Resveratrol oder das Placebo erhalten, dies ein Jahr lang tun werden. Bei nachfolgenden Darmspiegelungen wird festgestellt, ob die Polypen wieder aufgetreten sind.

In einer früheren Studie von Professor Karen Brown von der Universität Leicester wurde untersucht, wie unterschiedliche Dosierungen von Resveratrol das Wachstum von Krebszellen bei Mäusen hemmen können. Die Ergebnisse deuteten darauf hin, dass niedrigere Dosen wirksamer waren, und in der Colo-Prevent-Studie werden Dosen von 1 mg und 5 mg Resveratrol am Menschen getestet.

In der Studie wird betont, dass die Teilnehmer weder Weintrauben noch Rotwein konsumieren werden. Stattdessen konzentriert sie sich ausschließlich auf die Wirkung von Resveratrol als Wirkstoff. "Der beste Weg, Darmkrebs vorzubeugen, besteht derzeit darin, unseren Lebensstil zu verbessern: mit dem Rauchen aufhören, ein gesundes Gewicht halten, den Alkoholkonsum reduzieren und eine ausgewogene Ernährung einhalten", betonte Brown. Sie fügte hinzu, dass diese Änderungen des Lebensstils durch die therapeutische Prävention ergänzt werden könnten, die das wachsende Verständnis der Krebsbiologie nutzt, um Medikamente zu entwickeln, die die Krankheit in frühen Stadien stoppen können.

Andere Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass Resveratrol den Ausbruch von Demenz verzögern kann und dass der hohe Flavonoidgehalt in Rotwein den neurologischen Verfall verringern könnte. Experten betonen jedoch, dass der Nutzen einzelner Verbindungen unabhängig vom Verzehr bestimmter Lebensmittel oder Getränke betrachtet werden sollte.