Italienischer Weinsektor macht 40% der nationalen Produktion aus - Änderungen der EU-Politik alarmieren die Branche

24.11.2025

Die Erzeuger drängen auf eine Aufstockung der Mittel für die Absatzförderung und Innovationen, um dem weltweiten Rückgang des Verbrauchs entgegenzuwirken und das italienische Weinerbe zu bewahren

Die italienischen Winzer fordern eine langfristige Strategie, die sich auf Werbung, Innovation und verantwortungsvollen Konsum konzentriert, um die Wettbewerbsfähigkeit des italienischen Weins zu stärken. Dieser Appell wurde auf der Konferenz "Wettbewerbsfähigkeit und die Zukunft des italienischen Weins" in Rom ausgesprochen, die von der Genossenschaft Fedagripesca veranstaltet wurde. Die Organisation vertritt 264 Weinkellereien und -konsortien, die etwa 40 Prozent der nationalen Weinproduktion Italiens ausmachen und einen Wert von über 5 Milliarden Euro erwirtschaften.

Die Veranstaltung findet zu einer Zeit statt, in der die Weinindustrie weltweit vor großen Herausforderungen steht. Laut dem jüngsten Bericht der Internationalen Organisation für Rebe und Wein (OIV) wird die weltweite Weinproduktion im Jahr 2025 voraussichtlich 232 Millionen Hektoliter erreichen. Diese Zahl bedeutet eine leichte Erholung im Vergleich zu 2024, liegt aber weiterhin unter dem Fünfjahresdurchschnitt. Unterdessen geht der weltweite Weinkonsum in den reifen Märkten weiter zurück, insbesondere bei Rotweinen. Im Gegensatz dazu steigt die Nachfrage nach Weiß-, Rosé- und Schaumweinen.

Die Confcooperative Fedagripesca betonte, dass diese Trends den italienischen Erzeugern signalisieren, dass sie sich an die veränderten Verbraucherpräferenzen und die sich entwickelnden Märkte anpassen müssen. Luca Rigotti, Präsident des Weinsektors von Confcooperative, betonte, dass die Zukunft des italienischen Weins davon abhängt, gezielte Maßnahmen zu entwickeln, anstatt auf Notfälle zu reagieren. Er äußerte sich besorgt über die vorgeschlagenen Reformen der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) der Europäischen Union nach 2027. Nach den derzeitigen Vorschlägen könnte die Unterstützung des Weinsektors für die Mitgliedstaaten fakultativ statt obligatorisch werden, was die strategische Rolle des Sektors in der europäischen Agrar-, Wirtschafts- und Umweltpolitik schwächen könnte.

Rigotti betonte, dass die Absatzförderung für genossenschaftliche Weinbaubetriebe ein wichtiges Instrument bleibt, um international wettbewerbsfähig zu bleiben. Er begrüßte die kürzlich vom Landwirtschaftsausschuss des Europäischen Parlaments angenommenen Änderungsanträge, mit denen die Finanzierung von Förderprogrammen von 50 auf 80 Prozent erhöht und zeitliche Beschränkungen für Kampagnen in bestimmten Ländern aufgehoben werden sollen. Es wird erwartet, dass diese Änderungen den italienischen Erzeugern helfen werden, ihre Präsenz auf wichtigen Märkten aufrechtzuerhalten und den weltweiten Ruf des italienischen Weins zu stärken.

Innovation wurde ebenfalls als wesentlich für zukünftiges Wachstum bezeichnet. Rigotti wies darauf hin, dass die raschen Marktveränderungen Investitionen in Forschung, Experimente und neue Produkttypen, wie entalkoholisierte Weine und solche mit natürlich niedrigerem Alkoholgehalt, erfordern. Er argumentierte, dass die Konzentration auf Qualität und Nachhaltigkeit den Ruf des italienischen Weins verbessern und seine Zukunft sichern wird.

Ein weiteres Thema, das auf der Konferenz erörtert wurde, war die Wahrnehmung von Wein im Vergleich zu anderen alkoholischen Getränken, insbesondere im Hinblick auf gesundheitliche Bedenken. Raffaele Drei, Präsident der Confcooperative Fedagripesca, argumentierte, dass Wein nicht mit anderen alkoholischen Getränken gleichgesetzt werden sollte. Er beschrieb Wein als integralen Bestandteil der italienischen Kultur und der mediterranen Ernährung - ein Symbol für Ausgeglichenheit und Geselligkeit. Drei rief zu wissenschaftlicher Strenge auf, um alarmistischen Botschaften entgegenzuwirken, die dem Image des Sektors schaden und die Verbraucher über einen moderaten Weinkonsum in die Irre führen könnten.

Drei warnte auch davor, den italienischen Wein bei künftigen GAP-Reformen an den Rand zu drängen oder einen so genannten "glücklichen Rückgang" der Produktion oder des Verbrauchs zu akzeptieren. Er wies darauf hin, dass Italien in allen Handelssegmenten - von traditionellen Rebsorten bis hin zu Schaumweinen - führend sei und eine einzigartige biologische Vielfalt unter den Erzeugerländern besitze. Er forderte eine neue Politik für die Versorgungskette, die durch angemessene Ressourcen, wirksame Werbeinstrumente und Vorschriften unterstützt wird, die die strategische Rolle des Weins in der europäischen Landwirtschaft und Wirtschaft anerkennen.

Die Konferenz unterstrich das Gefühl der Dringlichkeit unter den italienischen Erzeugern angesichts der sich verändernden weltweiten Nachfrage, der Unsicherheit bei der Regulierung und der anhaltenden Debatten über Alkohol und Gesundheit. Die Branchenführer drängen auf koordinierte Maßnahmen auf nationaler und europäischer Ebene, um sicherzustellen, dass der italienische Wein auf der Weltbühne wettbewerbsfähig bleibt und gleichzeitig seine kulturelle Identität bewahrt.